Der kürzlich im Handelsblatt erschienene Artikel „Wie Netzbetreiber den Speicher-Boom eindämmen wollen“ wirft ein Schlaglicht auf die ernsten Konflikte, die entstehen, wenn der Bau von Großbatteriespeichern in voller Größe auf den dezentralen Netzausbau trifft.
Für unseren Verein und für die Bürger:innen in Stockelsdorf sind dabei gleich mehrere Alarmzeichen erkennbar – Aspekte, die in der öffentlichen Debatte oft untergehen.
Warum wir wachsam sein müssen
1. Der Artikel skizziert ein wachsendes Ressourcenproblem im Netzbetrieb
Die Netzbetreiber sehen sich mit einer Flut von Speicheranträgen konfrontiert, die sie derzeit nach dem Prinzip „First Come, First Served“ abarbeiten müssen – auch wenn viele dieser Anträge noch gar nicht realitätsnah sind.
Diese Praxis begünstigt Projekte, die frühzeitig einen Antrag stellen, aber nicht zwangsläufig durchgereift sind. Gleichzeitig können dadurch seriöse Vorhaben – z. B. durch Bürger oder kleinere Betreiber – ausgebremst werden.
2. In Stockelsdorf droht eine Übermacht großer Investoren
In Stockelsdorf sind bereits drei Großprojekte mit 220 bis 300 MW geplant – „Harmony“, „Kyon“ und „Isenau“ – mit Flächen von mehreren Hektar in sensibler Nähe zu Wohngebieten oder landwirtschaftlich genutzten Feldern.
Diese Entwicklungen werfen Fragen auf: Wer profitiert wirklich? Wer trägt die Risiken?
3. Risiken von Großspeichern werden verharmlost
In unseren Beiträgen haben wir bereits auf wesentliche Gefahren hingewiesen:
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Thermal Runaway: Bei Lithium-Ionen-Speichern kann es zu unkontrollierten Kettenreaktionen kommen, die schwer zu löschen sind.
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Löschwasserbedarf im Katastrophenfall: Für Großanlagen ist der Wasserbedarf bei einem Brand enorm – schnell sind Mengen von 10.000 bis 20.000 Liter pro Stunde pro Container im Spiel – für ganze Megaanlagen summieren sich diese Risiken exponentiell.
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Brandschutzabstände, Abschirmungen, technische Komplexität: Werden diese Vorschriften nicht stringent eingehalten, besteht eine erhebliche Gefährdung für angrenzende Flächen, Natur und Menschen.
4. Der Handelsblatt-Artikel zeigt aufs Ganze, wir erleben es konkret vor Ort
Während der Artikel betont, dass Netzbetreiber mehr selektive Verfahren einführen wollen, um „Zombie-Anträge“ auszusortieren, droht in Gemeinden wie Stockelsdorf, dass genau unsere legitimen Bedenken untergehen.
Wir sehen hier, wie bundesweite Rahmenprobleme in lokale Konflikte übersetzt werden – und dass es gerade Orte wie Stockelsdorf sind, die den Preis für schlecht regulierte Projekte zahlen.
Forderungen aus Sicht unseres Vereins
Wir fordern mit Nachdruck:
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Transparenz & Bürgerbeteiligung von Anfang an
Alle Pläne, Flächenverhandlungen und Projektverkaufsgespräche müssen offen gelegt und öffentlich diskutiert werden – nicht im Geheimen. -
Vergabekriterien statt „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“
Netzanschlusskapazitäten dürfen nicht willkürlich vergeben werden. Nur Projekte mit realistischem Konzept, geprüfter Bonität und geprüftem Sicherheitskonzept sollen zugelassen werden. -
Strikte Umwelt-, Sicherheits- und Abstandsauflagen
Wenn Großspeicher genehmigt werden, müssen Vorgaben für Abstand zu Wohngebieten, Brandabschnittführung, Löschwasserversorgung und Rückbausicherheit zwingend und nicht verhandelbar sein.
Fazit: Der Boom darf nicht zum Blindflug werden
Der Handelsblatt-Artikel warnt vor legalem Wildwuchs beim Netz- und Speicheranschluss – wir sehen hier in Stockelsdorf bereits, wie diese Warnungen sich in unsere Nachbarschaft tragen.
Unser Verein steht dafür, dass die Energiewende nicht über die Köpfe der Bürger*innen hinweg gestaltet wird. Wir wollen Sicherheit, Beteiligung und Verantwortung – nicht einseitige Profiteure auf Kosten der Gemeinschaft.